Dass eine Sprache gefordert wird, die die Geschlechter möglichst vollständig abbildet, ist ja eigentlich eine gute Idee, treibt aber Blüten, die eine Menge Gift enthalten.
Da ist schon mal der Begriff Geschlecht: Welches ist da gemeint? Das biologische Geschlecht, das es in zweifacher Ausprägung gibt (und in seltenen Fällen in einer Person vereint ist – geschätzt zwischen 0,02 % und 1,7 % der Bevölkerung[1]) oder das, welchem sich ein Mensch zugehörig fühlt?
Dass dies in der Gegenwart keine so selbstverständlich zu beantwortende Frage zu sein scheint, ergibt sich schon daraus, dass ein Vortrag der Professorin für Biologie Marie-Luise Vollbrecht an der Volkshochschule wegen Sicherheitsbedenken abgesagt wurde[2], in dem sie darlegen wollte, dass es biologisch betrachtet genau zwei Geschlechter gibt. Sie soll sich zuvor „transfeindlich“ geäußert haben. Was sie genau auf Twitter geschrieben hat, ist nicht wörtlich überliefert, ihr wird jedoch von Kritikern ihres Textes vorgeworfen, das Recht von Transmenschen zu missachten, über ihre sexuelle Identität selbst zu entscheiden.
Wie gesagt: ich weiß nicht was Frau Professorin Vollbrecht auf Twitter geschrieben hat. Ich nutze dieses System nicht. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass jedes Menschenwesen das Recht hat, zu lieben, wen es will und sich als das zu betrachten, was es will und sich gegebenenfalls auch umarbeiten zu lassen, wenn die Biologie mit der Psyche nicht übereinstimmt. Das schließt für mich auch das Recht ein, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren können sollen. Menschen zu verfolgen und gar einzusperren, weil sie sich sexuell für Menschen desselben Geschlechtes interessieren, weil sie sich geschlechtlich an ihre Psyche angleichen lassen wollen, ist meiner Meinung nach ein Verbrechen. Punkt.
Psyche ist da noch so ein Begriff, der gerne missverstanden wird. Psychisch mit dem biologischen Geschlecht nicht übereinzustimmen, ist keine Krankheit, die behandlungsbedürftig wäre. Es ist garantiert einfacher, den Körper umzugestalten als die Seele zu verdrehen. Das eine ist chirurgisches Handwerk, das andere seelische Manipulation – und von Letzterer halte ich gar nichts.
Das Problem dieser Debatte ist, dass zwei unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen miteinander vermischt werden. Biologie ist die eine, Psychologie die andere; das sollte besser sauber getrennt werden.
Dann ist da die Rechtschreibung. Für die verbindliche Schreibweise ist im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, deutschsprachige Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, deutschsprachiges Randgebiet in Belgien, Südtirol) der Rat für deutsche Rechtschreibung zuständig. Seit 2016 und zuletzt am 14. Juli 2023 hat der Rat erklärt, dass Binnenzeichen nicht zur deutschen Orthographie gehören[3].
Das sollte eigentlich genügen, um zu verdeutlichen: Diese Binnenzeichen sind schlicht eine falsche Rechtschreibung und haben in amtlichen Schreiben der Behörden nichts zu suchen! Da der Rat aber lediglich befugt ist, eine Empfehlung auszusprechen, diese aber nicht selbstständig in einen Gesetztestext gießen kann, sehen die Gegner des Genderns darin ein Versagen des Rates, sich deutlich zu positionieren, betrachten die Befürworter die Empfehlung nicht als bindend und nutzen sie munter weiter.
Angesichts der aufgeheizten Debatte um die Anzahl der Geschlechter, um Minderheitenrechte, um Notenvergabe an Universitäten unter Berücksichtigung der ausdrücklich nicht empfohlenen Binnenzeichen, um Vermengung wissenschaftlicher Disziplinen wundert es mich nicht, wenn der Rechtschreibrat sich nicht deutlicher gegen das Gendern wendet. Die nächste Stufe der Debatte wäre dann nämlich, dass der Rat als reaktionär, patriarchalisch, möglicherweise als rechtsgerichtet betrachtet wird – jedenfalls von denen, die lauthals das Gendern fordern.
Es ist ein Kernproblem der gegenwärtigen Diskussionskultur, dass eine abweichende Meinung umgehend als radikal rechts oder links diffamiert wird. Wer sich gegen das Gendern ausspricht – ganz gleich, wie sachlich und vernünftig begründet der Beitrag ist – wird gern in die rechte Ecke gestellt, wird als zu bequem oder entwicklungsfaul beschimpft. Wer dafür ist, wird schon mal als linksgrün abgestempelt. Die Mitte scheint nicht mehr zu existieren.
Leider hilft es auch nicht, den Befürwortern entgegenzuhalten, dass gegenwärtig eine große Mehrheit der deutschsprachigen Bevölkerung gegen das Gendern ist. Dann ist die Mehrheit eben dumm, rückwärtsgewandt, denkfaul, LGBTIQ+-feindlich und was man sonst noch so an abwertenden Begriffen findet, mit denen die widerspenstige Mehrheit belegt wird.
Dabei wird übersehen, dass eine Demokratie von Mehrheiten lebt, nicht von den lautesten Schreiern von Minderheiten. Minderheiten haben Rechte, ganz klar, aber diese Rechte hebeln das Mehrheitsprinzip nicht aus. Sonst hätten wir keine Demokratie (Herrschaft des Volkes bzw. der Mehrheit; mag sie in Deutschland auch repräsentativ sein und nicht direkt wie in der Schweiz), sondern eine Oligarchie (Herrschaft Weniger, also einer Minderheit).
Wenn es wirklich wahr ist, dass an deutschen Universitäten Texte ohne Gendersprache schlechter bewertet werden, als solche, die sich der vom Rechtschreibrat ausdrücklich nicht empfohlenen Binnenzeichen bedienen, kann ich den betroffenen Studenten nur empfehlen, sich gegen solche Notenvergabe mit rechtlichen Schritten zu wehren.
Dann ist da noch die Marginalisierung. Per Definition ist das ein „sozialer Vorgang, bei dem Bevölkerungsgruppen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und dadurch nur wenig am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können[4]“.
Wenn die Gendersprache dem entgegenwirken soll, würde das bedeuten, dass Frauen und Diverse an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, wenn nicht explizit sämtliche denkbaren Geschlechter in einem behördlichen oder privaten Text, einer schulischen oder universitären Arbeit innerhalb eines Wortes erwähnt werden.
Wirtschaftlich wird jedes Jahr aufs Neue festgestellt, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer. Es wird zwar immer wieder dazugesagt, dass dies hauptsächlich daran liegt, dass Frauen öfter in sozialen Berufen arbeiten, die nach wie vor schlechter bezahlt werden als solche in Industrie, Handwerk oder nichtsozialem Dienstleistungsbereich oder dass sie mehr in Teilzeit arbeiten als männliche Kollegen; nur geht dieser Zusatz meist unter. Und es ist keine Frage von Gendersprache, sondern von persönlicher Entscheidung und der Fehlentwicklung, dass soziale Berufe noch immer als wirtschaftlich minderwertig erachtet werden. Ich habe selbst 32 Jahre im nichtsozialen Dienstleistungsbereich gearbeitet und kann für meine Arbeitgeber ausdrücklich bestätigen, dass männliche und weibliche Wesen gleich bezahlt wurden, wenn sie auch den gleichen Job machten. Dass ich es so explizit bestätigen kann, liegt daran, dass ich viele Jahre im Betriebsrat war und deshalb auch Einblick in die Gehaltslisten hatte.
Kulturell: Wenn ich an die bekennenden Homosexuellen im Kulturbereich denke, erschließt sich mir nicht, dass mangels Gendersprache solche Individuen an den Rand gedrängt werden. Die sind auch ohne solche Binnenzeichen in Texten jeglicher Art bekannt, prominent und verdienen gewiss nicht schlechter als solche, die ihre sexuelle Identität nicht an die große Glocke hängen oder von denen bekannt ist, dass sie hetero sind. Bei Frauen kann das noch etwas anderes sein, aber seit #Metoo hat die Besetzungscouch immer schlechtere Karten.
Politisch: Weder Frauen noch Diverse sind vom politischen Leben ausgeschlossen. Seit 1919 gilt in Deutschland das allgemeine Wahlrecht auch für Frauen. Dass der Deutsche Bundestag und die Länderparlamente immer noch überwiegend von Männern besetzt sind, liegt nicht daran, dass Frauen oder Diverse nicht in diese gesetzgebenden Körperschaften gewählt werden dürften, sondern dass sie nicht gewählt wurden, sofern es um ein Direktmandat ging. Ob eine wechselweise Besetzung der Listenplätze Abhilfe schaffen könnte, ist eine andere Frage, hat aber mit Vorhandensein oder Abwesenheit von Gendersprache nichts zu tun.
Nur zur Erinnerung: Hamburg und Berlin hatten mit Ole von Beust und Klaus Wowereit bereits homosexuelle Landeschefs, der letzte Gesundheitsminister der großen Koalition bis 2021 war Jens Spahn, der ebenfalls bekennend homosexuell ist. Das mögen noch nicht sehr viele sein, zeigt aber, dass homosexuelle Personen keinesfalls vom Politikbetrieb ausgeschlossen sind.
Gendersprache hilft also nicht, wenn es um das konkrete Leben geht, um Geld, um Macht, um gesellschaftliche Position.
Und dann ist da noch die Aussprache beim Verlesen solcher Texte oder einer frei formulierten Aussage. Satzzeichen sind nonverbale Elemente, um einen Text zu strukturieren. Sie werden – nonverbal eben – nicht ausgesprochen. Von Befürwortern der Gendersprache wird deshalb empfohlen, bei einem solchen Binnenzeichen eine kurze Pause zu machen, um die zugesetzte Aussage deutlich zu machen.
Das mag in Rundfunk und Fernsehen funktionieren, weil die Moderatoren und Moderatorinnen Sprachunterricht erhalten; in der allgemeinen Umgangssprache wird eine solche Pause garantiert nicht zu hören sein. Dazu ist sie zu ungenau und zu verwaschen. Da kann es dann passieren, dass nur noch von Soldatinnen die Rede ist statt von Soldat˽innen. Wenn es bei der Gendersprache um die Sichtbarmachung der verschiedenen Geschlechter gehen soll, verschwindet bei dem gewählten Beispiel die deutliche Mehrheit der aktiven Angehörigen dieser Truppe. Aktuell, Stand 31. Mai 2023, dienen knapp 182.000 Personen bei der Bundeswehr, davon sind rund 24.000 weiblich, also etwa 13 %. Bei schlampiger Aussprache der gendersprachlichen Version werden gerade 13 % der Truppenangehörigen genannt. Das ist dann nicht Sichtbarmachung des weiblichen Anteils, das ist Unsichtbarmachung des männlichen Anteils, von den Diversen ganz zu schweigen – buchstäblich; die kommen dann nämlich überhaupt nicht vor.
Als Hilfe zur Gleichberechtigung zwischen Männern, Frauen und Sonstigen taugt die Gendersprache also eher nicht. Sie verkompliziert nur unsere ohnehin nicht leichte deutsche Sprache.
In Hamburg gibt es gegenwärtig eine Initiative, die den Senat dazu verpflichten will, in Verwaltung, städtischen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen keine Gendersprache zu verwenden. Über 16.000 Unterschriften wurden gesammelt. Gegen die Initiatorin Sabine Mertens werden nun Vorwürfe der Queerfeindlichkeit erhoben. Sie hatte sich gegenüber dem Hamburger Abendblatt dahingehend geäußert, dass Gendersprache „feministische Propaganda“ und „PR-Maßnahme der LGBTQ-Bewegung sei“, hatte erklärt, es sei „das Ende der Evolution, wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden sollen“. Darüber hinaus hatte sie gemeint, „dass sich normalerweise Männer und Frauen zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen“.
Bevor die Decke Dellen bekommt, weil ob dieser Aussagen jemand an die Decke gegangen ist, nehmen wir das mal auseinander:
Feministische Propaganda: Was den Begriff Propaganda betrifft, wird er definiert als zielgerichtete Versuche, politische Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu formen. Die Gendersprache ist darauf ausgerichtet, mindestens die weibliche Form durch die Binnenzeichen in Sichtweite zu manövrieren. Unter diesem Aspekt ist Propaganda zutreffend. Gegner dieser Formulierung wird die negative Konnotation des Begriffs Propaganda stören, denn in der allgemeinen Umgangssprache bedeutet dies Manipulation gegen den Willen des zuhörenden oder lesenden Wesens. Das lässt sich keiner gerne vorwerfen – nicht mal dann, wenn genau das beabsichtigt war. Wer „Propaganda“ um die Ohren geschlagen bekommt, fühlt sich auf die Füße getreten.
Was feministisch betrifft: Also, auf männlichem Mist ist die Gendersprache definitiv nicht gewachsen. Mit den angestrebten Binnenzeichen soll ja gerade der weibliche Anteil sichtbar gemacht werden. Ohne Feminismus keine Gendersprache, denn gerade der Feminismus kämpft vehement gegen das generische Maskulinum. Nicht umsonst hat Alice Schwarzer, eine der frühesten Feministinnen, in ihrer Zeitschrift „Emma“ das generisch maskuline Wort man durch frau ersetzt.
Feministische Propaganda trifft also zu, tut aber den Verfechtern und Verfechterinnen der Gendersprache ob der negativen Bedeutung von Propaganda weh.
PR-Maßnahme der LGBTQ-Bewegung: PR = public relations bedeutet Öffentlichkeitsarbeit. Da gerade diese Gruppe die Gendersprache verwendet wissen will, damit sich keine und keiner ausgeschlossen fühlt, ist das ebenfalls zutreffend.
Normalität von heterosexueller Anziehung:
Normalität hat genau genommen zwei Bedeutungen.
In der Soziologie bezeichnet sie das Selbstverständliche in der Gesellschaft, das keiner Erklärung bedarf und durch Erziehung und Sozialisation vermittelt wird.
In der Psychologie bedeutet sie erwünschtes, akzeptables, gesundes, förderungswürdiges Verhalten. Das Gegenteil davon ist unerwünscht, behandlungsbedürftig, gestört, abweichend.
Wie schon bei der Frage der Anzahl der Geschlechter werden auch hier wieder zwei wissenschaftliche Disziplinen vermengt, nämlich Soziologie und Psychologie.
Die heftige Reaktion der LGBTQ-Gemeinschaft auf diesen Begriff ist insoweit verständlich, als eine von hetero abweichende sexuelle Orientierung bis vor nicht allzu langer Zeit als krankhaft angesehen wurde. Es wurden tatsächlich Behandlungen angeboten (oder verordnet), um die angeblich krankhafte Störung auszumerzen, sich zum selben Geschlecht hingezogen zu fühlen, mit dem angeborenen Geschlecht nicht zurande zu kommen oder sich keinem Geschlecht zuordnen zu wollen. Noch immer werden Menschen dieser Gruppe in vielen Staaten mit Strafe bedroht. Ich habe bereits dargestellt, dass ich solche Gesetze verabscheue.
Umstand ist, dass die LGBTQ-Bewegung einen eher kleinen Teil der Bevölkerung vertritt. Laut Statista ergab eine Umfrage von ElitePartner im Jahr 2020, dass sich etwa 85 % der Befragten als heterosexuell bezeichnen, 4% als homosexuell. 8 % machten keine Angaben[5]. Da fehlen glatte 3%.
Eine Studie von 2019, ebenfalls bei Statista veröffentlicht, ergab sogar, dass sich 96,6 % der Männer und 96,2 % der Frauen als heterosexuell bezeichneten[6].
Eine weltweite Befragung von knapp 20.000 Personen in 27 Ländern ergab ergänzend, dass es Unterschiede in den Altersgruppen gibt[7]. So bezeichneten sich nach der bei ipsos.com veröffentlichten Statistik, dass in der Generation Z (ab 1997 geboren) etwa 68% heterosexuell sind, sich 14 % über die sexuelle Orientierung ausschwiegen, und 22% sich der LGBTQI+-Orientierung zuordnen (104). Bei dem Millenials (1981 – 1996 geboren) sind 78 % heterosexuell, 12 % machten keine Angabe, 14% bezeichnen sich insgesamt als LGBTQI+-zugehörig (104). Die Generation X (1965 – 1980 geboren) setzt sich aus 84% Heterosexuellen, 10% Verschwiegenen und 8% LGBTQ!+-Angehörigen zusammen (102). Die Babyboomer-Generation (1946 – 1963 geboren) besteht danach zu 87% aus Heterosexuellen, 9% Schweigenden und zu weniger als 5% aus LGBTQI+-Angehörigen (101).
Bei der ipsos-Statistik fällt jedoch auf, dass die Prozentzahlen zusammengerechnet stets über 100% ergeben. Da kann also etwas nicht stimmen.
Doch wie man es auch dreht und wendet: Egal, welche Statistik man anwendet: Die Heterosexuellen sind nach wie vor in der deutlichen Mehrheit. Insofern ist die heterosexuelle Beziehung gegenwärtig eher üblich als eine nicht heterosexuelle Beziehung. Soziologisch betrachtet, ist also eine heterosexuelle Beziehung eher die Normalität als eine homosexuelle. Das mag sich in Zukunft ändern, ist aber gegenwärtig noch nicht so.
Bleibt noch die Kritik an der Aussage, dass es das Ende der Evolution bedeuten würde, wenn „wir nun alle schwul, lesbisch oder trans werden sollen“. Dieser Aussage kann ich nicht folgen. Zwar können homosexuelle Paare keine eigenen Kinder bekommen an denen beide Partner und sonst niemand beteiligt ist. Dafür sind gegenwärtig – auch bei künstlicher Befruchtung bzw. Austragen eines Fötus durch eine Leihmutter – immer noch eine Ei- und eine Samenzelle erforderlich. Und wo eine Ei- und eine Samenzelle zusammenkommen, findet die Evolution weiter statt, denn es werden weiterhin Gene unterschiedlicher Personen kombiniert. Das gleiche gilt, wenn homosexuelle Paare Kinder adoptieren. Die Kinder sind nach wie vor Ergebnisse unterschiedlich kombinierter Gene.
Soweit es um Trans-Personen geht, also solche, die bewusst ihr Geschlecht wechseln, ist nach meinem Kenntnisstand die Zeugung eines Kindes möglich, jedenfalls dann, wenn im Ergebnis ein männliches und ein weibliches Wesen vorhanden sind. In den Fällen, in denen bewusst zum Geschlecht des geliebten Wesens gewechselt wird, kämen Kinder wie bei homosexuellen Paaren nur durch Adoption oder künstliche Befruchtung in Betracht. An der Evolution ändert das aber nichts.
Die Aussage, die Evolution ende, wenn alle nur noch schwul, lesbisch oder trans sein sollen, ist sachlich falsch, kann aber in einer vernünftigen Diskussion richtiggestellt werden – sofern denn auf eine vernünftige Diskussion Wert gelegt wird.
Befürworter der Gendersprache sehen darüber hinaus eine Einschränkung der Freiheit in Rede und Schrift, falls die Initiative als nächste Stufe ein Volksbegehren auslöst, ein solches bei Erfolg als folgende Stufe einen Volksentscheid zur Folge hat und dieser erfolgreich sein sollte. Mir wäre neu, dass Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes in der Wahl ihrer Schriftsprache frei wären. Es gab und gibt mindestens Richtlinien wenn nicht gar explizite Vorschriften, wie behördliche Schreiben abgefasst werden sollen. Insofern ist es heute schon keine freie Entscheidung des einzelnen Beamten oder Angestellten, wie er/sie/es behördliche Briefe schreibt. Dazu werden mehr als genug Textbausteine verwendet, schon aus Gründen der Zeitersparnis oder der rechtlichen Präzision. In der Schule haben die Kinder ebenfalls keine Freiheit, ihre Texte nach ihrem eigenen Ermessen zu gestalten. Ansonsten könnten wir uns von korrekter Rechtschreibung nämlich endgültig verabschieden.
Das gilt übrigens nicht nur für Ämter und Behörden, sondern auch für Betriebe der so genannten freien Wirtschaft. In den Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, wurde ab 1998 die neue Rechtschreibung von der Geschäftsleitung als verbindlich verordnet – nix freie Wahl von Schriftsprache …
Mir selbst ist es in den Siebzigerjahren passiert, dass ich in einer Erdkundearbeit BRD statt Bundesrepublik Deutschland schrieb und dafür Punktabzug bekam. Mir selbst war es nur darum gegangen, nicht mehrfach diesen Bandwurm schreiben zu müssen. In jenen fernen Tagen habe ich selbst für ausführliche Arbeiten nie mehr als ein Doppelblatt DIN A 4 benötigt, was einerseits an meiner mittelgroßen Handschrift und andererseits an knappen, aber präzisen Formulierungen lag. Meine Lehrerin begründete den Punktabzug, der mich auch eine bessere Note kostete, damit, dass diese drei Buchstaben von Nachrichtensprechenden in der DDR wie Gift ausgespien wurden und in ihrer Wahrnehmung eine Herabsetzung meines Heimatlandes bedeutete. Da endete die Freiheit – und die hatte nicht einmal etwas mit korrekter Rechtschreibung zu tun, sondern mit dem Widerwillen meiner Lehrerin gegen die Verwendung dieser drei Buchstaben durch Angehörige eines anderen Staates.
Wo soll da bitte eine künftige Einschränkung der Freiheit sein, wenn sie heute schon nicht existiert und auch in der Vergangenheit nicht gegeben war? Oder geht es den Befürwortern nur darum, mittels Behördenbriefen diese Schreib- und Sprechweise als Amtsdeutsch zu verkaufen und damit zum unumstößlichen allgemeinen Sprachgebrauch zu machen? Hat mit Freiheit auch nichts zu tun, zumal hier eine Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufdrücken will. Eine Minderheit, die sich selbst zu Wächtern der Sprache beruft, ohne dazu von einer Mehrheit ernannt worden zu sein.
Das ist nicht das, was ich unter demokratischem Konsens verstehe.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Intergeschlechtlichkeit, abgerufen am 22.07.2023
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/vortrag-humboldt-universitaet-berlin-trans-zwei-geschlechter-marie-luise-vollbrecht-102.html, Bericht vom 14.07.2022, abgerufen am 22.07.2023
[3] https://www.rechtschreibrat.com/amtliches-regelwerk-der-deutschen-rechtschreibung-ergaenzungspassus-sonderzeichen/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Marginalisierung, abgerufen am 22.07.2023
[5]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1177268/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-sexueller-orientierung/
[6] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1177080/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-sexueller-identitaet/
[7] https://www.ipsos.com/de-de/je-junger-desto-queerer-gen-z-weitaus-haufiger-lgbtq-als-altere-generationen#:~:text=Nur%20knapp%20zwei%20Drittel%20(68,Teil%20der%20LGBTQ%2B%2DCommunity.
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